Fuck-Up – Gedanken zur Fehlerkultur

Wo Menschen arbeiten passieren Fehler.

Ehrlich gesagt, kann ich diesen Satz nicht mehr hören. Im Rahmen meiner Beratungen zur Einführung eines Qualitätsmanagements höre ich sowohl von Mitarbeiter*innen als auch von Führungskräften den Wunsch nach einer Fehlerkultur im Unternehmen.

Wir wollen aus Fehlern lernen, Fehler sind Helfer …

Ich frage mich dann aber immer: Wo verdammt gibt es diese funktionierende Fehlerkultur? Ich habe ja gar nicht den Anspruch, dass in jedem Unternehmen Fehler im Rahmen einer “Fuck-Up-Night” gefeiert werden. Mal so ganz nebenbei: Storytelling zum Thema Scheitern gehört ja auch zum guten Ton in der Start-Up-Szene.

Aber ein offener und entspannter Umgang damit, um die Prozesse und Arbeitsweise weiterzuentwickeln würde doch schon völlig ausreichen oder?

Entschuldigung – steckt da das Wort Schuld nicht schon drin?!

Als Kind lernen wir von klein auf, uns zu entschuldigen, wenn wir einen Fehler gemacht haben. Das finde ich auch nach wie vor in Ordnung, wenn wir jemanden verletzt oder verärgert haben bzw. uns etwas aufrichtig leid tut. Aber ist das in Arbeitsbeziehungen Standard?

Denken wir noch mal über den Satz nach:

Wo Menschen arbeiten passieren Fehler.

Das heißt also, wenn ich arbeite ist es völlig normal, dass ich Fehler mache. Vielleicht ist es dann ja eine gute Strategie zu sagen:

“Da ist beim Drucken das Layout verrutscht” anstatt

“Da habe ich einen Fehler gemacht”

Mit der Einladung zum Dialog: Wie gehen wir da zukünftig mit um?

Manchmal denke ich, dass uns unser Perfektionismus oft im Weg steht und verhindert, dass wir entspannt mit Fehlern umgehen können. Da werden Prozesse immer präziser definiert, damit in der Praxis bloß kein Fehler passiert.

Das fördert aus meiner Erfahrung heraus die Angst vor Fehlern. Doch auf die Situation in der etwas überraschendes passiert, können wir uns nicht vorbereiten. Da hilft auch kein perfektes QM-Handbuch.

Da hilft nur Improvisation. Und die Wertschätzung dieser Fähigkeit wird meines Erachtens oft vergessen.

Ein hoch auf die Improvisationskünstler, denn die bringen Innovation und Weiterentwicklung in das ach so optimierte Team. 🙂


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